von Axel Pralle
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30. Mai 2020
Endlich war es soweit, unter Beachtung von zahlreichen Corona Schutzmaßnahmen durften wir wieder mit dem Vereinstraining starten. Meiner anfänglichen Skepsis, wer wird wohl nach so langer Pause wieder mit dem Schießsport weitermachen (wieder anfangen) wird, folgte schnell eine große Zufriedenheit, sofort nach Bekanntgabe der Trainingstermine kamen die ersten Teilnahmebestätigungen zurück. Beim ersten Treffen nach so langer Pause spürte man eine große Freude, alle waren gut gelaunt und total motiviert. Die Rückgabe von einem kleinen Stück "Normalität" durch die Rücknahme einiger Corona Pandemie Einschränkungen, soziale Kontakte in Natura erleben und nicht per Handy-Nachricht oder Videokonferenz nur leben, sorgte trotz Wahrung der 2 Meter Abstandsregeln und Mund-Nase-Schutz für ein kleines Glücksgefühl. Szenenschnitt - weg von der Privatperson, hin zum Trainer. Nach der "Verhaltensregeln" Einweisung konnten dann die Schießstände belegt werden. 2 Meter Abstand halten, also nur jeder zweite Stand wurde benutzt - kein Problem. Sportgeräte und Ausrüstung vorbereiten, auch das war nach längerer Pause kein Thema. Fenster aufgemacht, Belüftungsanlage an - ungewohnt, aber auch kein Problem, es ist ja sommerlich warme Umluft. Vor dem ersten Schuss musste ich dann etwas auf die Euphorie Bremse drücken "... ich freue mich das ihr heute alle da seid, aber tut euch und mir einen Gefallen, schiesst nicht auf Ergebnis, dreht die Ergebnisanzeige nach dem Probeschießen weg, holt euch erst einmal nur das Gefühl für das Schießen zurück und bewertet nach so langer Pause nicht gleich wieder alles unter Leistungskriterien ...". Gesagt, getan und es war auch gut so! Einige hatten Probleme mit dem "normalen" Trainingsumfang, andere machten freiwillig mehr als vorgegeben wurde - jeder so wie er kann und möchte, ich bin ja froh das überhaupt ein Interesse besteht. Nach Abschluß das Trainingsprogrammes und Betrachtung der Ergebnisdarstellung zeigte sich dann auch der Substanzverlust. Die Schießergebnisse lagen um Monate (und damit meine ich nicht 2 Monate, sondern eher Richtung 12 Monate) hinter der Leistung vor der Corona Pandemie zurück. Auf so etwas muss man vorbereitet sein, natürlich fehlt es nach so langer Pause (und Fitnesstraining ist kein Ersatz) an Kraft, Gefühl, Rhythmus und auch die 100%ige Fokussierung ist noch nicht da. Das muss über die nächsten Wochen erst wieder aufgebaut werden. Das muss man wissen und berücksichtigen! Es wird allen Sportlern so gehen, egal welche Sportart man auch betreibt, die lange Pause hinterlässt Spuren. Wer meint, "es geht doch genauso wie vor der Corona Pause", der verwechselt Freizeitsport und Leistungssport. Ich stehe für den Leistungssport, für diejenigen die 2-3 mal die Woche trainiert haben, und da spürt man es. Eine interessante Rückmeldung gab es dann auch noch, "... ich habe gemerkt, das ich mich nach so langer Schießpause immer schlechter konzentrieren konnte, Zuhause, bei meinen (Schul) Aufgaben ...". Wir Trainer sprechen davon, das Schießsport zu einem großen Teil "Konzentrationssport" ist, das der Sportschütze lernen muss, über eine Wettkampfzeit von 40 - 120 Minuten, vollkonzentriert seinem Sport nachzugehen. Es scheint wirklich etwas dran zu sein wenn Rückmeldungen wie diese kommen! Szenenschnitt - wieder zurück zur Privatperson Es hat Spaß gemacht mal wieder dem Hobby nachzugehen, Gleichgesinnte zu treffen, etwas zu quatschen was in den vergangenen Monaten so los war und wie sich das Leben aktuell verändert hat. Auch der Nachwuchs freut sich schon jetzt auf das Training nächste Woche und die abschließende Reinigung der Schießstände und des Platzes im Aufenthaltsraum mit Hygieneputztüchern war überhaupt kein Thema - und da kommt auf einmal als Kontrast das Bild in den Kopf von Geschirr welches nicht automatisch den Weg in den Geschirrspüler findet, oder PET-Flaschen die absolut nicht in die Getränkekisten wollen *lacht*